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Architekt: Nietz, Prasch,
Sigl, Tchoban & Partner Dach:
Schlaich & Partner
Bauherr:_
Unternehmensgruppe Büll & Dr.Liedtke, Hamburg
Bauzeit: _1994 -96
Adresse:.
Ammonstraße/Freiberger Straße
Hompepage der Architekten (WTC):
https://tchobanvoss.de
Auf dem Gelände
der letzten Dresdner Schokoladenfabrik "Elbflorenz", die
bis 1990 noch produzierte, errichtete die Unternehmensgruppe Büll
& Dr. Liedke aus Hamburg
Mitte der 1990er Jahre ein "Welthandelszentrum". Wegen der
vielen Schwierigkeiten in dieser Zeit im Zentrum der Stadt wurde dieses
wichtige Investitionsprojekt am Rande der Kernstadt und nicht dort,
wo es weitaus notwendiger gewesen wäre - in der Mitte der City,
gebaut.
Entstanden ist ein Komplex
von sieben Gebäuden. In ihnen befinden sich Büroräume (u.a. Techn.
Rathaus), eine Shopping
Mall, das Boulevard-Theater "Komödie", die zentrale Stadtbibliothek
(bis 2018),
Restaurants und das Hotel "Elbflorenz".
Die Fassaden sind zum Teil mit Sandstein verkleidet oder bestehen,
wie der 53 Meter hohe Turm, ganz aus Glas. Zum Hof zeigen sie sich in
weißem Putz. Überdacht wird die 113 Meter lange Passage von einer
gewölbten Stahl-Glas-Konstruktion
als filigrane
Seilnetzfassade
vom Büro Schlaich & Partner (Hans Schober). Infos:
www.sbp.de
Das Hochhaus greift nicht in den Himmel ...
Die
sieben Baukörper sind für die Wilsdruffer Vorstadt ungewöhnlich
hoch geraten, überragen deutlich die historische Traufhöhe.
Doch da im wesentlichen, von dem gegenüberliegenden Altersheim
abgesehen, keine historische Bausubstanz mehr existiert, konnte diese
gestalterische Rücksichtnahme vernachlässigt werden. Der
Glasturm jedoch wurde peinlich genau vom Neustädter Elbufer planerisch
vermessen, damit er die geschätzte Silhouette der Dresdner Türme
nicht beeinträchtgen würde. Dennoch, das unaus-gewogene Verhältnis von geringer
Höhe und Durchmesser nimmt dem "Wolkenkratzer" WTC
jede eindrucksvolle Eleganz, verleiht ihm dagegen etwas Behäbiges.
Einen architektonischen Akzent setzt der gebogene Flügel mit
dem expressiv spitz zulaufenden, überkragenden Dach, der dem
ansonsten etwas zu konventionell geratenem Gebäudekomplex etwas
Dynamik abgewinnt.
Großstadt oder Kleinstadt?
Eine erfreuliche Urbanität kommt in der lichten hellen Glasmall
auf - gerade auch durch die Funktionsmischung der Mieter. Die hohe
pathetische Glasmall mit einer urbanen großstädtischen
Ausstrahlung hat
jedoch, inmitten der kleinbürgerlich geprägten
1960er Jahre-Zeilenbausiedlung,
immer noch einen leicht grotesk und fremd wirkenden Gestus. Städtische
Intensität und Dichte ist hier wieder einmal ein wages Versprechen
in die Zukunft.
Blockrandträume - "fragment city"
Der WTC- Komplex mit seiner Blockrandbebauung möchte an die 1945
zerstörte städtebauliche Struktur in der Wilsdruffer Vorstadt
anknüpfen. Andererseits ordnet es sich durch seine gewaltigen
Ausmaße dem jetzt vorhandenen Stadtbild nicht unter. Es überragt
erheblich das Erlweinsche Altersheim, aber auch das ehemalige erste
Dresdner Arbeitsamt (1925-26 von Paul Andrae) auf der Maternistraße
und das 8-stöckige Jugendtouristenhotel in Plattenbauweise. Im
Kontext stehen allerdings auch die moderaten Platten-hochhäuser
im weiteren Umfeld.
Die mit der Werbung für das "World Trade Center" versehene
nördliche Brandwand in der Freiberger Straße wurde bewußt
nicht mit Fenstern oder einer Gestaltung versehen, da ein Weiterbau
der Blockrandbebauung hier in Erwägung gezogen wird. Eine zurückgesetzte
niedrige DDR-Kantine streitet still, beharrlich und trotzig gegen
diese Ideen von "Europäischer Stadt" an, von der man
sich im Osten immer mehr fragt, was sie in Zeiten von Schrumpfung
und deutlich reduziertem Wachstum in Zukunft sein will. Der Architektursommer_dd
2004 fand dazu die bezeichnende Beschreibung "fragment city".
Diese bruchstückhafte Erfahrung von losen Teilen eines Ganzen
spiegelt sich an diesem Fokus am spannungs-geladenen Rand der Innenstadt
wider. Doch liegt gerade auch in dem Unfertigen, Provisorischen der
sich reibenden Stadtschichten ein eigener Reiz.
Postmoderner Städtebau
Postmoderne Theorien, u.a. vom französichen Philosophen Jean
François Lyotard in seinem epochemachenden Werk "La condition
postmoderne" (Das postmoderne Wissen) 1979 vorgetragen, kommen
auch nach 2000 zum Tragen. Dessen provozierende These lautete damals:
die große logische, allgemeingültige "Erzählung"
der Moderne sei gescheitert und einem Stil- und Gedankenpluralismus
gewichen. (Diese Weltsicht könnte durchaus die Luftaufnahme auf
das Umfeld des WTC unterstreichen - mit dem Blick auf eine unzusammenhängende
Ordnung der Moderne, rechts ganz unten auf der Bildleiste.) In diesem
Zustand der (nur bedingt tröstenden) bunten Vielheit und Heterogenität
scheint es nunmehr, gerade auch in Zeiten der Schrumpfung, darauf
anzukommen, "Identitätsinseln" zu bilden, durch welche
die auseinander driftenden Stadtschollen des modernen Lebens zu collageartigen
Sinnflächen zusammengefügt werden.
Konkret Handeln!
Ein konkret städtischer Sinnzusammenhang ist u.a. in dem neuen
S-Bahnhaltepunkt "Freiberger Straße" 2004 geschaffen
worden. Die weitere konstruktive Perspektive dieses Innenstadtteils
folgt Ideen vom Büro "Rodecan Architeken". Sie gewannen
2001 den städtebaulichen Wettbewerb zur weiteren Verdichtung
der flickenhaften westlichen Innenstadt.
Dresden - Tor nach (Ost-) Europa
Von den erhöhten Bahngleisen der Europastrecke Berlin-Prag-Budapest/Wien
präsentiert das Ensemble eine kraftvoll-stolze Silhouette mit
einer vertikalen Betonung und verheißt wirtschaftliche Stärke.
Das WTC bietet auch für Dresden, als die östlichste deutsche
Metropole, die besten Chancen, Osteuropa zum Nutzen des gesamten europäischen
Kontinents (und im besonderen der potentiell steigenden Prosperität
des Dreiländerregion Polen, Tschechien, BR Deutschland) dem Ost-Westhandel
zu öffnen.
Homepage vom World Trade Center: www.wtc-dresden.de
Vom Architekturbüro Tchoban & Voss stammen in Dresden zudem u.a.
folgende Gebäude:
Haus Postplatz 2020
Umbau Neues Rathaus 2020 Kraftwerk Mitte - Umspannwerk und Netzleitwarte 2020
Wohnpark Malerstraße 2018 Jägerpark Dresden 2018
Studentenresidenz Bautzener Str. 2017
Wiener Platz Würfelhäuser 2008 Fachgerichtszentrum 2006
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Zum Vergleich:
Warschaus neue Hochhäuser: Zaha Hadid gewann im Jan. 08 den Wettbewerb
zum „Lilium Tower“ im Zentrum Warschaus. Der 250 Meter hohe schlanke
gäserne Turm entsteht auf einem kleeblattähnlichen Grundriss. Vergrößerung
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