|
Architekt Gesamtplanung: |
|
Kai von Döring |
Architekten: |
|
Döring/
Wörner/ Pfau/ Rohdecan |
Bauzeit: |
|
2004
- 2006 (Planung 2002- 04) |
Adresse:
|
|
Augustusstraße,
Töpferstraße, An der Frauenkirche |
Bauherr: |
|
QF
GmbH und Co KG
(u.a. Arturo Prisco) |

Ein Neubauensemble - verschiedenste Funktionen
Auf der Grundlage der historischen Quartier- und Grundstücks-größen
wurde das Quartier an der Frauenkirche mit seinem charakteristischen
gekurvten Verlauf an der Augustustusstraße entwickelt. Die angestrebte
Kleinteiligkeit stützt sich auf die schmale Parzellierung, ohne
sie im Hofinneren komplett mit all den ehemals verschachtelten Hinterhöfen
zu übernehmen. Stattdessen verbindet eine Einkaufspassage mit
überdachten Glashof die Einzelgebäude.
Die Bauherren entwickelten dieses Quartier aus ehemals mehr als 20
Einzelparzellen im Ganzen. Dennoch ist ein lebendiger Bau entstanden,
der durch seine abwechslungsreiche Vielfalt wirkt. Das
städtebauliche Konzept sah eine Verbindung von Leitbauten (Weigelsches
Haus mit achteckigem Innenhof), drei Fassadenrekonstruktionen und
zur Töpferstraße mehrere Neubauten vor. Ein Mix verschiedener
Nutzungen von Wohnen, Hotel, Büros, Dienstleistungen, Restaurants
und einer Ladenpassage auf drei Ebenen schuf eine dichte urbane Atmosphäre.
Leider sind bei der Wiederherstellung des Leitbaus die originalen,
archäologisch ergrabenen Keller nicht mit einbezogen, sondern
für die Untergeschossebene + Tiefgarage komplett abgerissen worden.
Spagat
zwischen Tradition und Innovation
Die Mischung
aus Wiederaufbau alter Barockbürgerhäuser in Ziegelbauweise
bei den Außenfassaden und zeitgenössischer Architektur
ist ein Wagnis, welches im Einzelnen Kritik gefunden hat. Insgesamt
jedoch kann das Ensemble, bestehend aus neun Einzelgebäuden, als eine
Bereicherung der historischen Stadtmitte bezeichnet werden. Einerseits
wird am Neumarkt die späte Barockzeit rezipiert, die sich bis
1945 hier erhalten hatte, anderseits schlägt man die Brücke
zur Gegenwart mit nutzbaren Grundrissen und modernen technischen Einrichtungen.

Grundriss QF -
1. Etage, Stand: Sept. 03 (Quelle: www.q-f.info)
Neubauten: Wettbewerb Töpferstraße
Um
eine uniforme Lösung bei den Neubauten an der Töpferstraße
zu vermeiden, lobten die Bauherren einen Wettbewerb aus. Das Baunetz
nennt alle Wettbewerbssieger für das Quartier an der Frauenkirche
am Neumarkt, die am 22.11.2002 von der Jury ausgewählt worden
waren:
www.baunetz.de
Büros:
von Döring - www.vondoering.com
rohdecan - www.rohdecan.de
Wörner & Partner -www.woernerundpartner.de
Pfau Architekten - www.pfauarchitekten.de
Stellwerk - www.stellwerknet.com
Nach längeren Diskussionen wurden einige Änderungen an der
Planung vorgenommen, vornehmlich am exponierten Eckbau zur Augustusstraße
von Klaus Bachmann. Statt diesem extrovertierten Entwurf überzeugt
nun eine eher ruhige und zurückhaltende Gestaltung.
Siehe: http://archiv.neumarkt-dresden.de/planung-quartier1.html
Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e.V. (GHND)
setzte sich für die konsequente Umsetzung der Gestaltungssatzung
für das Neumarktquartier ein, welche die Stadt Dresden 1996 aufgestellt
hatte, die aber keine verbindliche Rechtskraft hat. Genauere Informationen
zu der städtischen Planung siehe: www.dresden.de
(pdf) und
http://archiv.neumarkt-dresden.de/staedtische-planung.html
Moderne
Im Buch "Reflexe der Moderne"
wird die "konzentrierte Strenge" und "konkrete Tektonik"
der Gebäude des Büro rohdecan als besondere Qualität
hervorgehoben.
QF-
Hotel (jetzt "Hotel Vienna House")
Das
QF-Hotel ist der Nachfolger des alten "Hotel Stadt Berlin"
an gleicher Stelle. Nach Umplanungen erstreckt es sich jedoch heute
über drei Gebäude, u.a. im Weigelschen Haus und besitzt
96 Zimmer und Suiten. Für das Design zeichnet der italienische
Innenarchitekt Lorenzo Bellini verantwortlich, der ein gepflegtes
Unterstatement in ruhigen Braun- und Beigetönen entwarf. Die
Erschließung der Etagen geht von einem ovalen, glasüberdachten
Innenhof mit Fahrstuhl aus.
www.viennahouse.com

Innenhof QF-Hotel

Blick von der
Frauenkirche - Mai 2007 (Foto: T.Kantschew,
Vergrößerung
Blick von der Frauenkirche auf die Töpfergasse 1930 (Foto: Dt.
Fotothek, SLUB)
Leitbautenprinzip
stammt aus den 1980er Jahren der DDR
Die
Rekonstruktion des "Leitbaus" Weigelsches Haus und die Wiederherstellung
einiger historischer Fassaden im QF gehen letztlich auf Ideen später
DDR-Planungen zurück, in denen von Dresdner Denkmalpflegern und
Architekten bereits das Leitbautenprinzip für den Neumarkt entwickelt
worden war.
In Berlin (Ost) ist ein ähnliches Leitbautenprinzip mit dem 1987
errichteten Nikolai-Viertel als eine Art "Traditionsinsel"
anläßlich der 750 Jahrfeier umgesetzt worden. Damals wurden
einige Häuser um die gotische Nikolaikirche (u.a. Ephraim-palais
z.T. aus Originalmaterial mit Wiederherstellung des Grundrisses, einschließlich
Treppenhaus) rekonstruiert.
Wesentliches Merkmal damals war ein Rückbezug auf die Politik
der "Aneignung des Kulturerbes". Das Prinzip der "organischen
Verbindung von Altem und Neuem" wurde zum Leitbild dieser letzten
Phase der Baugeschichte der DDR, so Joachim Palutzki / "Architektur
in der DDR" Berlin 2000.
"Janusgesichtig
steht Quartier I wie fotografiert im Spagat zwischen der Forderung
nach Rekonstruktion auf der einen Seite und der Ambition, etwas
Zeitgenössisches zu schaffen, auf der anderen." Zitat aus:
Altstadtmanufaktur Neumarkt Von Nutzen und
Nachteil der Historie für das Leben in Dresden Kritik: Ulrich
Brinkmann Thema Wiederaufbau Neumarkt Dresden. Bauwelt 47 | 2006
https://www.bauwelt.de (PDF) - In dem Artikel werden die ersten
vier fertig gestellten Quartiere am Neumarkt einer Kritik unterzogen.
Webseiten:
https://qf-passage.com/ (nette
Werbung für Geschäfte und Lokale)
Kanadisches
Restaurant Ontario - www.ontario-dresden.de
https://panoramastreetline.de (Passage QF von 2016. Weitere
Aufnahmen vom Neumarkt sind in Bearbeitung.)

Innenhof QF (Richtung
Westen) - Foto: Inger Sørensen (Feb. 08)
Literatur
QF- Quartier an der Frauenkirche
Ein Blick zurück und der Weg nach vorn - Broschüre der QF
GmbH & Co - Juni 2003 (mit ausführlicher Darstellung des
Wettbewerbs)
|
|



Leitbau: Rekonstruiertes
Weigelsches Haus mit achteckigem Hof (Foto: 2006)

Moderne Innenarchitektur
von Lorenzo Bellini im QF-Hotel

Eine barocke Treppe
wurde zeitgenössisch interpretiert.
Friseur: Brockmann
und Knödler im Dachgeschoss

Pfau Architekten
(Hofseite)

Innovatives Shopdesign:
die Schau-
fenstervitrinen der Lange-Uhren Boutique in der Töpferstraße
wurden aus sogenannten Luccon gefertigt. Diesen feinen Lichtbeton
durchzieht ein transluzentes Gewebe, hergestellt in einem Spezialverfahren.
Licht, Schattenwürfe und Farben sind durch den Beton hindurch
zu sehen. Foto: A.Lange & Söhne

Einkaufspassage
im Inneren des Quartiers (Foto: 10/ 07) - Vergrößerung

Fassade des Leitbaus
"Weigelsches Haus" - 2006

Ziegelbauweise
für die zu rekonstruierenden Außenfassaden (Okt. 05)

Wohn- und Geschäftshäuser
entlang der Töpferstraße, Foto: Mai 08
|