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Architekten: Weise & Treuner (Dresden)
Bauzeit: 1996
Adresse: Liebstädter
Straße 29
Webseite: www.architekttreuner.de (seit 2008 selbständig)
Raum zum Spielen
"Bauten für Kinder und Jugendliche dürfen besondere
Wege gehen, die an anderer Stelle Unverständnis hervorrufen würden.
Weise & Treuner schufen in Gruna auf dem Gelände einer alten
Bauschuttdeponie etwas Besonderes- im besten Sinne des Wortes. Das
Ensemble wirkt wie eine Annäherung an märchenhafte Kulissen,
ist aber ernst zu nehmende Architektur. Grundriss und Bauform sind
aus einem organischen Baugedanken entstanden. Der freie Umgang mit
Form, Farbe und Textur richtet sich an das Kreative im Menschen. Vergeblich
sucht der Betrachter rechte Winkel. Naturverträgliche Materialien
aus Holz und Schiefer herrschen vor. Ein signifikanter Bau, der mit
einer fast poetischen Geste Anspruch auf Andersartigkeit erhebt und
diesen auch erfüllt."
(aus: Ingeborg Flagge (in Zusammenarbeit mit Günter Just), Dresden.
Architekturführer, Dresden 2004)
1 = Spielhof
2 = Café
3 = Tanzhaus
4 = Haushalle
5 = Kreativraum
6 = Werkstatthof
Im Plan nicht eingezeichnet: die gestaltete Natur. Um das Kinder-
und Jugendhaus wurde, den Komplex schützend und bergend, ein
begrünter Erdwall aufgeschüttet. Dieser Rundhügel schirmt
zum einen den mitunter etwas lautstarken Kinder-zauberberg von den
umliegenden Gärten und Wohnkomplexen ab, andererseits bietet
er den Kids ausreichend Platz und bühnenhaften Raum zum Nachspielen
von Erwachsenenwelt.
Inspiration: Hundertwasser & Gaudi
Die Architektur erinnert an die überquellenden Fantasien des
österreichischen Baumeisters Friedrich Hundertwasser mit seinen
unregelmäßigen Fußböden, den verspielten Details,
die Einbeziehung von Natur sowie die Verwendung von Holz, Lehm, Tonziegeln
und vielen anderen natürlichen Materialien. Dennoch behauptet
die Architektur von Weise und Treuner eine Eigenständigkeit und
immer noch eine gewisse Bodenhaftung. Auch Anklänge an den spanischen
Architekten Antonio Gaudi lassen sich ausmachen mit seinen schwellenden
Jugend- stilformen und aus Keramikscherben zusammengesetzten Mosaiken.
Asoziationen ergeben sich zudem zur Worspweder Käseglocke
von Bruno Taut/ Koenemann von 1926.
Webseite der Institution: www.schieferburg.de
Kindgerechtes Bauen
Diese fröhliche Architektur vom Dresdner Büro Weise &
Treuner ist für Kinder wie Erwachsene gleichermaßen anregend
-
zum spielen, erzählen, träumen, toben, tanzen. Nach den
vielen genormten, standartisierten Kindergärten und -krippen
der Nachkriegsmoderne in Dresden kann man diesen Komplex als einen
außerordentlich herausragenen Glücksfall für junge
Menschen in Dresden bezeichnen. Hier können Jungen und Mädchen
in aller komplexen Kreativität unterstützt werden.
Die märchenhafte Architektur liefert einen idealen Rahmen.
Das
organische Bauen in Dresden ist eher selten anzutreffen. Dafür
erlebt es weltweit inzwischen eine Renaissance. Weiter-
führende Information siehe unter:
www.organische-architektur.org
Organische Architektur – Mensch und Natur als Inspirationsquelle
Die folgenden Zitate aus genannter Webseite:
"Der organischen Architektur liegt die Überzeugung zugrunde,
dass Bauwerke nicht nur Ausdruck von Gesellschaft und Kultur sind,
sondern sie auch umgekehrt Einfluß nehmen auf äußeres und inneres
Leben des Menschen. Dabei wird der Mensch sowohl als körperliches
als auch psychisches und geistiges Wesen verstanden, das auf jeder
dieser Ebenen mit seiner Umgebung in Beziehung steht.
In einer Zeit, in der das Baugeschehen stark durch wirtschaftliche
Faktoren, technische Innovationen und bürokratische Restriktionen
beherrscht wird, strebt die organische Architektur eine integrale
Arbeitsweise an, die auch Erlebniswerte, kulturelle Inhalte und Spiritualität
umfaßt."
Pieter van der Ree - "Organische Architektur"
"Das Standardwerk zur organischen Architektur. Unter den vielen
Architekturstilen des 20. Jahrhunderts nimmt die organische Architektur
einen besonderen Platz ein.
Im Gegensatz zu anderen Stilrichtungen ist sie nie als eigenständige
Strömung erkannt und beschrieben worden – obwohl zahlreiche aufsehenerregende
und wegweisende Bauwerke von Architekten wie Gaudi, Mendelsohn, Steiner,
Le Corbusier oder Calatrava ihr zugerechnet werden. Pieter van der
Ree beschreibt die organische Architektur ausführlich als einen zusammenhängenden
Baustil. (...)
Die Wiederholung und Erneuerung des Gestrigen im Stilistischen des
19.Jh. war der eine und traditionelle Weg. Der andere und neue führte
zur Rationalität des Konstruktiven, Funktionalen und Objektiven der
geometrisch- kubistischen Moderne. Daneben aber lief – gerne negiert
– die emotional-expressive Strömung einer neuartigen organischen Architektur,
die den ganzen Menschen im Fühlen, Denken und Wollen erreichte. Hier
setzte Rudolf Steiner ein und errichtet mit dem Bau des 1. und 2.Goetheanums
in Dornach wegweisende Zeichen zu einer anthroposophischen Architektur.
Sie folgt einem ganzheitlichen Menschenbild und dem von Goethe vorgebildeten
naturwissenschaftlichen Denken und Gestalten in morphologischen Prozessen.
Pieter van der Ree beschreibt ausführlich die Entwicklungswege des
organischen Bauens mit dem Werk der Architekten Louis Henry Sullivan,
Frank Lloyd Wright und Antoni Gaudi bis hin zu Erich Mendelsohn, Hans
Scharoun, Hugo Häring und Le Corbusier mit der Wallfahrtskirche Ronchamp,
die die organischen Architekturströmungen im 19. und 20.Jh. bestimmen.
(...)"
Was ist organische Architektur? Eine Antwort versucht das Internationale
Forum Mensch und Architektur (IFMA), Amsterdam, Niederlande zu
geben:
Die Aktualität der organischen Architektur
"Heute werden aktuelle Themen wie ökologisches Bauen, Gesundheit,
Nutzerbeteiligung und kulturelle Identität in einen Dialog mit den
Grundthemen der organischen Architektur gebracht. Elemente wie Material,
Form, Farbe und Licht spielen dabei eine wesentliche Rolle:
Ökologisches Bauen
Die Stichworte Ökologie und Nachhaltigkeit charakterisieren einen
Wandlungsprozeß in der Baupraxis, in dem wir uns mitten darin befinden.
Organische Architektur kann hier Gestaltungsansätze bieten, die von
einem Bewußtsein für die Umwelt, für Lebenszusammenhänge und Lebensprozesse
zeugen.
Gesundes Bauen
Gebäude haben nicht nur Einfluß auf die Umwelt, sondern auch auf die
menschliche Gesundheit. Dadurch, dass ein Gebäude – hinsichtlich Materialwahl
und energetischem Konzept – wie ein Organismus konzipiert wird, kann
es Gesundheit und Lebensprozesse der Benutzer unterstützen.
Sinneseindrücke und Erlebniswerte
Wir nehmen unsere Umgebung fortwährend in Form von Sinneseindrücken
in uns auf. Diese wirken bildend auf unseren Leib, nähren das innere
Leben und sind Träger kultureller Werte und Inhalte. Erlebnisfelder
auf dem Gebiet von Form, Licht und Farbe bieten den Besuchern auch
hier die Möglichkeit, eigene Erfahrungen zu sammeln.
Identität
Durch Serienfertigung und Spezialisierung hat sich der Bauprozess
größtenteils von den Nutzern gelöst. Die zunehmende Individualisierung
weckt bei vielen Menschen das Bedürfnis, Einfluß auf die eigene Umwelt
zu nehmen, um sich darin wiederzufinden.
Neue Gemeinschaftsbildung
Das Verschwinden traditioneller Zusammenhänge und die damit einhergehende
Anonymität wecken das Bedürfnis nach neuen sozialen Beziehungen. Gemeinsame
Bauprojekte und die Pflege des gesellschaftlichen Raumes können das
Entstehen neuer sozialer Zusammenhänge fördern.
Kulturelle Identität
Die moderne Architektur wird stark durch ökonomische Erwägungen, bauliche
Vorschriften und technische Neuerungen geprägt. Dank ihrer integrativen
Kraft kann die organische Architektur hier eine kulturelle Dimension
hinzufügen, die auch das Gefühl anspricht und das innere Leben anregt."
(Der gesamte Text: siehe www.organische-architektur.org)
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Alle Fotos. T.Kantschew (April 2005)
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