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Architekt: |
Emil Leibold, Bauleitung: Hochbauamt |
Innenarchitekt: |
Hans Hartl |
Bauzeit: |
1946
- 50
(unter Einbeziehung erhaltener Bausubstanz
der Jugendherberge von Paul Wolf von 1931)
Eröffnung: 11. August 1950
1954 Neubau Restaurant mit Bar
Architekt: Erich Starke (nordöstliche Ecke)
ab 1965 Interhotel, davor Umbauten |
ursprüngl. Bau: |
Haus der Jugend. Eröffnung: 24. März 1931
Architekt: Paul Wolf
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Abriss:
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1998
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Adresse:
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Strehlener
Platz / August-Bebel-Straße |
Zukunft: |
Strehlener Platz -
Städtebauliches Werkstattverfahren 2017 - 1. Preis:
GRUNWALD &
GRUNWALD (Leipzig) |
Bereits
ein Jahr nach Kriegsende wurde mit dem Bau des ersten neuen Hotels
in der schwer zerstörten Stadt im Stadtteil Strehlen begonnen.
Es
konnte ein Teil der Ruinen des 1931 vom städtischen Hochbauamt
errichteten Jugend-hauses an dieser Stelle genutzt werden, so z.B. die gleichmäßigen Quadratfenster-Formate.
Der neue
Bau knüpfte im Massenaufbau durchaus an den neusachlichen Baukörper
vor der NS-Zeit an, setzte aber auch ganz eigene Akzente. Die Eckbetonung des westlichen Flügels durch eine extra Etage wurde beibehalten, aber der neue Bau bekam durch ein notwendiges zusätzliches Stockwerk nun einen eher kompakteren Eindruck.
Es wurde vage
an das Formenvokabular der klassischen Moderne angeknüpft, die
kubischen Formen des neuen Hotels schlossen nun jedoch mit einem leichten Satteldach ab. Insgesamt hatte der Bau wieder eine betont schlichte und sparsame Note. Der wenige
Jahre später einsetzende traditionell neobarocke Stil nach sowjetischen
neohistoris-tischen Tendenzen war in den Anfangsjahren nach 1945 hier noch nicht
vorherrschend.
Der Inneneinrichter Hans Hartl wurde allerdings bereits während des Baus 1946 scharf von Bürgermeister
Weidauer wegen seiner Pläne für eine modern-formalistische Ausstattung attackiert. Kurz nach Fertigstellung des Hotels siedelte Hartl frustriert in die Westzonen um.
Nach einer notdürftigen Inbetriebnahme des Hotels 1947 wurde das Hotel 1949/50 vollendet und mit einem nördlichen Anbau ergänzt. Von anfänglich 50 Betten erweiterte sich das Angebot auf 114.
Das Hotel erfuhr während der 1950 und 60er Jahre mehrere Umbauten im Interieur. 1992 wurde es geschlossen, 1998 abgerissen, da sich kein Investor für eine anstehende Sanierung fand.
2017 fand in Dresden ein städtebauliches Werkstattverfahren statt,
welches zum Ziel hat, dem Strehlener Platz wieder mehr Fassaung zu
geben. Es gewann Grunwald & Grunwald aus Leipzig.

Hotel "Astoria" - 1946/47 in schlichten sachlichen Formen. Aufnahme: 1951 SLUB

Grundriss EG Hotel
Astoria (mit nördlichen Anbau), 1950

Grundriss Hotel
Astoria 1. OG vom 1. Feb. 1946, (Rat der Stadt Dresden, Entwurfsamt), Quelle: SLUB, Grundriss EG (ebenfalls 1946) mit Gartengestaltung und kl. westl. Anbau

Plan: Hotel Astoria, im Bau, Mai 1946,
Noch mit geplanten Kunst-am-Bau-Elementen am linken Seitenflügel. Stattdessen wurde in jeder Etage ein zusätzliches Fenster eingebaut. Mögliche anfängliche Zugeständnisse an äußerer Repräsentation wurden offenbar zugunsten besserer Funktionalität und mehr Zimmerkomfort in den exponierten Eckräumen aufgegeben. Foto: SLUB

Hotelhalle mit
einem Holzrelief von Prof. Langner (Deutsche Werkstätten Hellerau)

Restaurant: Kunst
am Bau - Messingband als stilisierter See und Tier- bzw. Pflanzendarstellungen

Spektakuläres Treppenhaus in
moderner Transparenz. Es diente zugleich als Beleuchtung des inneren Flurganges mit Tageslicht. Die vertikale Fenstergliederung nach Norden im Treppenhaus stammt noch von Paul Wolf.
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Haus
der Jugend - 1931 (von Paul Wolf)
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Eingang mit überdachter Vorfahrt 1950

moderne Typographie des Hotel-Schriftzuges 1950 
Interhotel "Astoria"
1965

"Astoria" Restaurant 1965

Astoria Cafe mit nischenartigen Sitzecken u. ähnlich wellenförmig geschwungener Decke

Astoria im Bau unter Einbeziehung von Ruinenteilen des Jugendhauses
von 1931, Foto: Mai 1946 - Quelle: SLUB

Astoria im Bau, 1946 - Quelle: SLUB

Doppelzimmer - Appartment

Springbrunnen vor dem Hotel Astoria + neues Vordach, Foto: 1964, Quelle: SLUB

Stuhl im Hotel Astoria 1953, Hellerauer Werkstätten, Quelle: SLUB
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zum Vergleich:
Jugendherberge von Paul Wolf 1931 - das Gebäude besaß damals
ein Flachdach, auch die Fassade war ganz anders aufgeteilt.
Jugendherberge von Paul Wolf 1931 mit
Dreiteilung der Fenster und kubischen Baukörpern
Hotel Astoria mit anderer Fensteraufteilung,
Satteldächern und höherem Vordach - Foto 1961
Quellen:
Originalgrundrisse, Schnitte und Ansichten vom "Haus der Jugend" - von P.Wolf 1929 im Stadtarchiv Dresden
(Signatur: 25118)
Zur Gartenseite nach Norden gab es eine Terrasse ("offener Essplatz"). In den Gruppenräumen waren moderne Wandschränke eingebaut, sogar an Fahrradstellplätze war im Keller gedacht.
Literatur:
Andras Butter, in: Neues Leben, Neues Bauen. Die Moderne in der Architektur der SBZ / DDR 1945 bis 1951, 2006
Bildmaterial:
https://ddr.dresden.photos/hotelastoria
Postkartensammlung
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Hans
Hartl (München 1899 - Darmstadt 1980)
Schreinerlehre an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in München
seit
1933 Mitarbeiter der Deutschen Werkstätten Hellerau
1935 - 39 Direktor der Filiale Frankfurt / Main der Dt. Werkstätten
Hellerau
1938 Innenausstattung des Jagdhauses Grillenburg von Mutschmann (Beteiligung)
1942 - 43 Prof. an der Dresdner Akademie
1946 / 47 als Innenarchitekt Chefentwerfer der Deutschen Werkstätten
Hellerau
ab 1946/ 47 Prof. an der TH Dresden
1951 Prof. an der Werkkunstschule in Darmstadt
(Direktor 1951-55)
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Wettbewerb
für ein Hotel am Neustädter Markt
Zeitgleich mit dem Beginn des Hotelbaus Astoria fand im Frühjahr
1946 ein Wettbewerb für ein großes Hotel am Neustädter
Markt - unter möglicher Einbeziehung des Wiederaufbaus der Narrenhäusel-Ruine
statt. In der Zeitschrift "Baumeister" vom 01. Mai 1946
wird der Wettbewerb besprochen, an dem Walter Born (Leipzig) einen
Preis, der Entwurf von Hans Freese (Berlin) einen Ankauf und Wolfgang
Rauda eine lobende Erwähnung erhielt. Die Pläne wurden jedoch
nicht umgesetzt. Das Grundstück ist bis heute unbebaut.
Seltsamerweise wurde im Zuge des Wiederaufbaus vom Dresdner Stadtzentrum um den vergrößerten Altmarkt
kein neues Hotel gebaut. Erst mit den Neubauten auf der Prager Straße konnten die dringend benötigten Hotels für internationale Gäste errichtet werden.

Entwurf Freese (Quelle: TU Berlin Plansammlung) - links
im Bild: Narrenhäusel. Der Architekt Freese lieferte einen schwer historistischen Entwurf, der irritierend zwsichen wuchtiger NS-Ästhetik und neuen Traditionen der späten 1940 pendelte.

Kurt Bärbig's Entwurf wird in die sogenannte "Neue Tradition" eingeordnet. Vergrößerung
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Wie am Sachsenbad auch ließ Paul Wolf am Haus der Jugend neckischen bauplastischen Schmuck einfügen. An der Ecke des linken Flügels war ein Bär mit Dresdner Wappen angebracht. Diese Ausschmückung wurde im Zuge des Neu-Wiederaufbaus entfernt. Foto: SLUB 1946

Terrasse vor der Jugendherberge, Foto: DBZ 1931, Vergrößerung
Hier noch ohne den Wappenbär an der Ecke !

Ansicht zum Strehlener Platz und Grundrisse,: DBZ 1931, Vergrößerung
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