Hotel Altmarkt
Betont unprätentiös

 

Architekt: Pfau Architekten (Dresden) - Gewinner des
               Wettbewerbes zur Fassadengestaltung
Bauherr:
_ Dresdner Gewerbehaus GmbH
Bauzeit: _2008 - 10
Adresse:. Altmarkt
Nutzung:  Hotel (200 Zimmer +
ca. 28 Serviced Apartments)
               www.nh-hotels.de

               Geschäfte, Cafés, Konferenz- und Bankettbereich

Hompepage der Architekten:
www.pfauarchitekten.de

Visualisierungen: virtual-architects.net

Vorplanung (Baukörper):
nps tchoban voss architekten - 2007 -
Projektstudie
www.nps-tchoban-voss.de

Wettbewerb Fassadengestaltung Quartier MK2 -
"Hotel am Altmarkt": www.competitionline.de


Ab Sommer 2008 entsteht in zentraler Lage direkt am Altmarkt und gegenüber der Kreuzkirche ein
neues 4-Sterne Hotel mit kombiniertem Konferenz- und Bankettbereich. Mit diesem großen Gebäudekomplex wird eine über 60-jährige schmerzende Kriegslücke in der Dresdner Innenstadt geschlossen. Das künftige Hotel nimmt - ähnlich wie die in den 1990er Jahren bebaute Südwestseite des Altmarktes - einen ganzen Block ein und wird das gesamte, einst kleinteilige Quartier zwischen Altmarkt, Schreiber- und Kramergasse umfassen. Dabei darf die Gebäudemasse insgesamt 8 Obergeschosse (einschl. DG) und 2 Unter-
geschosse mit Tiefgarage und insgesamt ca 24.200m2 BGF einnehmen. Das Investitionsvolumen beträgt ca. 40 Mio €.

Die traditionelle Blockrandbebauung entspricht der lokalen Bautradition und wird durch einen großen zentralen
Innenhof aufgelockert, den allerdings kein öffentlich zugängliches Passagensystem durchziehen wird.

Gemäß städtischer Vorgaben wird das Gebäude ein schräg-geneigtes Ziegeldach besitzen, um sich in die Struktur der benachbarten Bebauung einzufügen.

Unregelmäßiges Viereck mit Nase

Das Besondere der städtebaulichen Figur wird eine
5-geschossige sogenannte Annex zwischen Altmarkt und Kreuzkirche sein, die man als herausstehende "Nase" interpretieren könnte. Diese Eigenwilligkeit ergibt sich aus dem historischen Stadtgrundriss, den man zum Altmarkt zu gern wieder aufnehmen möchte. Im Grunde ist "das ein Trick, um die Südseite des Altmarktes so wirken zu lassen, wie es vor der Zerstörung war", erklärt Eberhard Pfau. Die niedrigere Bauhöhe der Annex entspricht der eigentlichen Vorkriegs-Traufhöhe, während die acht Stockwerke bis zur jetzigen Firsthöhe die Altmarktbebauung der 1950er Jahren weiterführen. Die Anbindung der "Nase" verlangte von den Architekten eine ganz besondere Sensibilität, sollte doch ein Durchgang in der Erdgeschosszone zur Kreuzkirche ermöglicht werden.

Die Erdgeschosszone soll eine weitestgehend öffentliche Nutzung mit Restaurant und Läden ermöglichen. Der Hotel-eingang einschließlich PKW-Vorfahrt befindet sich nicht direkt am (künftig autofreien) Altmarkt, sondern gegenüber dem Portal der Kreuzkirche.
Der aus dem Kulturpalast künftig ausgegliederte Konferenz-bereich kann durchaus in Teilen im neuen Altmarkthotel seinen Platz finden. Im 1. OG werden für diese Zwecke ein Saal mit ca. 1.000m2 und flexibel schaltbare Räume bis zu ca. 600m2 geschaffen. Im 6. OG ist Büronutzung geplant, darüber werden die exklusiven "Serviced Apartments" und ein Wellnessbereich untergebracht.

Auf dem Grundstück befinden sich zu erhaltende Bodendenkmäler, die z.T. in die Tiefgarage integriert werden sollen. Das Maß der Nutzung und die Gestalt des Baukörpers wie Höhen und Kolonnaden wurden durch einen rechtsgültigen Bebauungsplan festgelegt und konnten nicht durch die Architekten verändert werden.

Das Gebäude wird in Stahlbeton-Skelettbauweise erstellt werden und eine Vorhangfassade erhalten.
Die Zufahrt zum Parken erfolgt voraussichtlich über die Tiefgarage unter dem Altmarkt.

Wettbewerb mit 12 eingeladenen Büros,
11 abgegebene Arbeiten:
1. Preis:
"Pfau Architekten Dresden"
2. Preis: "nps tchoban voss GbR" (Berlin)
Ankauf:
"Knerer und Lang" (Dresden) - Infos
Ankauf:
"kister scheithauer gross" (Köln, Leipzig)
Infos und Pläne vom 1.und 2. Platz und den Ankäufen (pdf)

weitere Teilnehmer:
Blanek Architekten GbR, Stuttgart/ Radebeul
Buecker Architekten, Berlin
Hänel Furkert Architekten, Dresden
Ludger Kilian, Dresden
Ligne Architekten, Berlin
Maedebach & Redeleit, Berlin/ Dresden
Seidel und Wirth, Dresden

Sächsische Zeitung vom 13. März 2008:
"Die Fassade muss sich in das städtebauliche Umfeld anpassen und gleichzeitig im Einklang mit der Wirtschaftlichkeit stehen", sagte Herbert Feßenmeyer, Bürgermeister für Stadtentwicklung. Als besondere Herausforderung galt es, eine sogenannte Nase mit in das Gebäude zu integrieren, damit die Kreuzkirche nicht allzu sehr im Vordergrund steht und dennoch ihre Gröe behält. Nach Ansicht der Juroren hat das Büro Pfau Architekten Dresden diese Vorgaben am besten umgesetzt.

"Der Gewinnerentwurf zeigt eine ruhige und klare Fassadengestaltung ohne großartige Differenzierungen.
Die Nase wurde sehr gut in das Gebäude integriert. Sie wirkt nicht, als ob sie nur angebaut wäre", erklärte Jurymitglied Martin Boden vom Architekturbüro Code Unique.

Die großen quadratischen Fensteröffnungen lehnen sich nur bedingt an eine Dresdner Tradition an. Das Dresdner Hochrechteckfenster, das die Fassaden rings um den Altmarkt in alter Manier gliedert, werde mit entsprechenden Fensterfüllungen und -faschen adaptiert, erklärte der Architekt.

Dresdner Architekturbüro gewinnt Wettbewerb

Seit einiger Zeit wird beklagt, daß zu wenig sächsische und vor allem auch Dresdner Büros Gelegenheit bekämen, am prominenter Stelle im Dresdner Stadtzentrum zu bauen. Während einer Veranstaltung anläßlich der Buchvorstellung
"Reflexe der-Moderne - eine Architekturgeneration 01- 11" kam dieser Missstand zur Sprache. Tatsächlich gewinnt nun ein einheimisches Dresdner Architekturbüro den Fassaden-wettbewerb für eines der exponiertesten Bauprojekte am politisch wichtigsten Platz der Stadt.


Ansicht von der Kramergasse. Bildquelle: virtual-architects.net

Die sehr zurückhaltende, wenig differenzierte Fassaden-gestaltung des Dresdner Büros Pfau findet bei der Wettbewerbsjury besonderen Gefallen. Andere wiederum hätten gerade am Altmarkt eine abwechslungsreichere, mehrgliedrige und akzentuiertere Gestaltung gewünscht, in der auch baubezogene Kunst ihren Platz bekommt.
Die Zukunft wird zeigen, ob die Menschen diese ruhige, aber auch etwas stereotypische Architektursprache, die in Dresden bereits an verschiedenen Hotels zur Ausführung gelangte, auch hier am Altmarkt annehmen.

Siehe auch den Beitrag von Matthias Horst (Zeitgenossen) in der Sächsischen Zeitung vom 14.09.2010
"Kein Eierscheckenplatz. Interessengruppe Zeitgenossen zum Altmarkt"
http://zeitgenossen-dresden.de/kein-eierschecken-platz/


Ansicht vom Altmarkt Ostseite, Bildquelle: virtual-architects.net

Pfau Architekten
u.a.:

- Quartier an der Frauenkirche, Töpferstraße 12 und 14
- Albertinum Dresden, Außensanierung
- Biergarten Elbsegler
- Evangelische Kreuzgymnasium Generalsanierung


nh-Hotel am Altmarkt vor der Kreuzstraße mit "Nase", Foto: 2012 TK


Hotel Altmarkt von der Kreuzstraße aus, Foto: TK 2012



Hotel Altmarkt von der Kramergasse aus, Foto: TK 2012


Wettbewerb Altmarkt Südseite 1991


Vergrößerung - Bild: virtual-architects.net


Bildquelle: virtual-architects.net

Vergrößerung - Ansicht von der Kramergasse. Bildquelle: virtual-architects.net
Ausschnitt aus der oberen Darstellung,

Kolonnaden am Hoteleingang gegenüber der Kreuzkirche, Bildquelle: virtual-architects.net

Grundriss für die Wettbewerbsausschreib- ung, erarbeitet von nps tchoban

Grundstück mit der Annex (Nase) - Plan der Wettbewerbsvorbereitung erarbeitet von nps tchoban

Städtebauliche Skizze (Quelle: WES & Partner als Gewinner des Wettbewerbes für die Platzgestaltung Altmarkt)

Vorkriegssitution in einem "Schadensplan der Stadt Dresden. Bearbeitet 1945/1946 vom Stadtbauamt Dresden"


Fast fertig gestelltes nh-Hotel am Altmarkt von der Kreuzstraße aus, Foto: Mai 2010 TK


Nachträglich hinzu gefügter Glaskubus als Café, Foto: TK 2012



Geschäfts- und Bürokomplex Altmarkt
Wettbewerb 1. Preis: Storch Ehlers Partner Architekten (Hannover) - www.s-e-p.de (mit Modell, Grundriss, etc.)

Text aus der Homepage von SEP: "Verdichtungszone, nicht massiv und geschlossen, wie ein historischer Block, sondern als ein durchsichtiges, leicht zugängliches Gebilde. ... Unter der wetterschützenden Hülle ein hochverdichtetes Areal beinahe altstädtisch klein parzelliert, von Gassen durchzogen. Anpassungsfähig an die so rasch wechselnden Bedürfnisse des Handels. Deshalb frei von Stützen. Die Verwaltungstrakte schweben darüber. Auch sie frei aufteilbar. Doch die verschiedenen Funktionsbereiche eng miteinander verflochten."

Der das ganze Quartier umfassende Solitärbau konnte sich trotz seiner hohen architektonischen Qualität nicht durchsetzen. Stattdessen fand ein Überarbeitungsvorschlag der Dresdner Architektenkammer eine politische Mehrheit, der sich in großen Teilen am historischen Stadtgrundriss und herkömmlicher Blockrandbebauung orientierte.




Nutzung vor 1945: Kaufhaus Renner

Grundriss: SEP


Ausdehnung des Modewarenhaus Renner am Altmarkt, Quelle: Deutsche Fotothek/ SLUB


Glamour der Großstadt, angestrahltes Kaufhaus Renner in den 1930er Jahren, in der Bildmitte: Schreibergasse. Quelle: Deutsche Fotothek/ SLUB


Zur Nutzung muss noch gesagt werden, dass auch der Vorkriegsbau - das Kaufhaus Renner - nicht nur den gesamten Block bis zur Schreibergasse einnahm, sondern sich sogar durch eine Brücke auf die benachbarten Bürgerhäuser fast bis zur Seestraße erstreckte. Nur nach außen schien eine traditionelle Kleinteiligkeit bewahrt. Verschiedene Baumaßnahmen hatten aber in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zur einer Vereinheitlichung und Modernisierung des Großkaufhauses geführt, u.a. mit einer Dachterrasse, der ersten Rolltreppe der Stadt und einer kompletten Überbauung der Innenhöfe zwecks Erweiterung der Verkaufsflächen 1928/29 anläßlich des 75-jährigen Bestehens des Kaufhauses. Die gekurvten Formen des Lichthofes und die Glasdecke können der Art-Deco-Architektur zugerechnet werden.


Vorkriegssitation, Foto: 1934 - Quelle: Deutsche Fotothek/ SLUB

Vom Personal genutzter Dachgarten - nach dem Umbau des Kaufhauses Renner, Quelle: Deutsche Fotothek/ SLUB

Gläserner Lichthof in rasanten
Großstadtformen: das Kaufhaus Renner zum 75.Jubiläum  des Warenhauses im Jahr 1928