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Die Neuanlage des Neustädter Marktes und der Hauptstraße gelten nach der Prager Straße als zweitwichtigste
Gestaltung eines urbanen Freiraumes der
Dresdner Innenstadt während der DDR-Zeit. Sowohl in einer der ersten
Anwendungen der WBS 70-Plattenbautypen im innerstädtischen Kontext als auch im Umgang mit
historischer Bausubstanz stellt diese komplexe Quartiersbebauung in
der Neustadt Dresdens eine außergewöhnliche Leistung dar.
Es wurde hier
eine weitere Fußgängerzone errichtet, die einen großen
Zuspruch erhielt und bis heute als beliebtes
innerstädtisches Zentrum der Kernstadt angenommen wird. Von Anfang der
Planungen wurde die strahlenförmig sich weitende Hauptstraße in ihren
barocken Fluchtlinien respektiert. Allerdings erfolgte der Wiederaufbau des
bedeutenden Platzes unter Aufgabe der beiden vom Platz führenden
Seitenstraßen. Dennoch ist die Anlage eine Neuinterpretation mit eigenem
Wert (Foto
1977). Neben dem Einsatz vom angepassten standardisierten Plattenbautyp WBS 70 wurden im nordwestlichen Teil der Hauptstraße vorhandene Bürgerhäuser
restauriert.
Die fünfgeschossige Bebauung erhielt Ladenvorbauten in
Stahlskelettbauweise und eine
horizontale Fassadengliederung, die jedoch nach der Sanierung in den
späten 1990er Jahren nicht mehr erkennbar ist. Plastische
Betonbrüstungselemente und markante Leuchtreklame unterstrichen die
aufwändige Ausführung.
Das Besondere
an dieser Reurbanisierung im ehemals barocken Stadtkern entlang der
Hauptstraße ist der
öffentliche Freiraum ohne jeden Autoverkehr. Die lebendige Ladenstraße mit
Restaurants, Bistros, Cafés, Bibliothek, einem Museum und einem Theater galt damals
als "freundlichste Straße Dresdens". Entstanden war ein großstädtischer
Boulevard mit hoher Aufenthaltsqualität - eine in der DDR und im
internationalen Maßstab herausragend städtebauliche komplexe Leistung.
Als große Gemeinschaftsarbeit haben Städtebauer, Architekten,
Landschaftsgestalter, Designer, Werbegestalter, Kunsthandwerker und Dresdner Künstler
für ein in dieser Art seltenes Zusammenspiel gesorgt, einschließlich Freiraumplanung + Stadtmöblierung.
Hervorzuheben ist bei der Gestaltung des Boulevards, die Trennung
der Bereiche entlang der Geschäfte auf beiden Seiten und die
Neugestaltung einer poetischen Mittelachse mit ihrer
Materialwahl (Kleinsteinpflaster, Altmaterial). Diese mittlere Ruhe-
und Entspannungszone wurde betont mit acht barocken Sandsteinskulpturen, zwei
Nymphenbrunnen von Thomae (transloziert von den ehemaligen Eckgebäuden), einer repräsentativen neuen Messinguhr,
einem neuen Brunnen, Schmuckvasen und -Beeten, aber auch den
zwei historischen Fahnenmasten und nicht zuletzt der Sanierung des Reiterdenkmals selbst,
welches bereits 1956 in der Zeit des "Tauwetters" auf
dem Neustädter Markt, neu vergoldet, wieder aufgestellt worden war. Den
Platz flankieren die beiden neuen Brunnenanlagen von Friedrich Kracht (sie stehen mittlerweile unter Denkmalschutz),
die dezidiert eine moderne Formensprache an den Tag legen und dennoch
elegant die Symmetrie der Anlage betonen. Eine Metallkugel wird von drei
halbrunden Scheiben aus geschliffenem Terrazzo umschlossen. Die Opulenz
der Brunnen entstand aus den 7 verschiedenen Wasserbildern, die
insgesamt einen ca. 35minütigen Durchlauf hatten. Die Idee zu den
beiden Brunnen stammt von Günter Kretzschmar. Ein weiteres Markenzeichen
des Raumes ist neben der historischen Platanenallee die Platzbegrünung
rund um die beiden Brunnen am Neustädter Markt und um das Sächsische
Volkskunstmuseum, welche letztlich auch einem besseren Mikroklima
dient.
Es ist eben nicht eine klassische europäische Shoppingmeile mit
großen Kaufhäusern, sondern ein Boulevard mit Erlebnischarakter, zu dem
eindeutig der grün geprägte öffentliche Raum des Neustädter Marktes
zählt.
Vergleicht man das Projekt Innere Neustadt mit dem Aufbau
der Johannstadt Nord 1972-74, dann ergibt sich durchaus, was den
öffentlichen Raum angeht, ein extremer Qualitätssprung mit erheblich
mehr Aufwand und künstlerischem Einsatz. Ebenso im Bereich
Kunsthandwerk und Formgestaltung ist sowohl in den
Inneneinrichtungen als auch im Freiraumbereich ein höherer Anspruch
anvisiert worden. Besondere Sorgfalt wurde auf die Werbegestaltung der
Neonschriften über den Ladenzeilen gelegt, die am Abend farbige
Popart-Effekte entfalteten. (2) Realisiert hatte die Leuchtelemente die
einzige Privatfirma der DDR in diesem Bereich "Neon Müller Dresden" (nmd
Licht am Bau GmbH).
Altbauten
Besonders ist
die Einbeziehung der vorhandenen Altbausubstanz. Bereits ein Jahr vor
dem
internationalen Denkmalschutzjahr 1975 wurde in Dresden schon mit Beginn
der konkreten Planung 1974 begonnen, den Blick
auf die noch vorhandene Bausubstanz der Allee zu lenken. 3) Die fünf noch
existierenden Bürgerhäuser an der Hauptstraße sind dann durchaus vorbildlich saniert worden, eine Leistung, die
in Fachkreisen auf viel positive Resonanz stieß. Zum Beispiel konnte von
der Dresdner Denkmalpflege der barocke Zustand annährerungsweise wieder
hergestellt werden. Dazu wurden Studien verwendet, die 1961 vom
TU-Professor Bernhard Klemm in einem Gutachten zur Erhaltung des
Quartiers Innnere Neustadt verfasst worden waren.
Natürlich darf man in der Beurteilung dieses Ensembles die dahinter
weiter voranschreitende Vernachlässigung der Altbausubstanz nicht ausblenden. Ausnahmen
bestätigen die Regel, wie z.B. die Einrichtung der „Galerie
Rähnitzgasse“ 1981 (jetzt "Kunsthaus") in einem
denkmalgeschützten Barockhaus. Aber im Allgemeinen wurden keine
finanziellen Ressourcen für die Pflege der Altbauten bereitgestellt.
Immerhin kam jetzt keine Kahlschlagsanierung mit Flächenabrissen mehr
in Frage, wie noch 1967 mit dem geplanten Abriss der damals maroden
Bürgerhäuser an der Hauptstraße anvisiert. Darüber
hinaus wurde das
Kügelgenhaus mit der Wohnung des ehemaligen Dresdner Malers
Gerhard von Kügelgen als "Museum der Dresdner Frühromantik"
eingerichtet, auch ein Eingehen auf die Dresdner Geschichte (jenseits
des postulierten Arbeiterklassenpathos) und eine ihrer bis heute
idenditätsprägenden Strömungen mit bürgerlicher Prägung. Infos:
www.stmd.de/kuegelgenhaus
Positiv ist
dieser innerstädtische Wiederaufbau eines gesamten Quartiers heraus zu
heben, zieht man in Betracht, welche Pläne noch 10 Jahre vorher 1967
existierten mit dem "gesellschaftlichen Erlebnisweg". Da waren immense
Abrisse und ein neuer städtebaulicher Höhepunkt am komplett umgebauten
"Platz der Einheit" (von KPD + SPD) geplant (Foto). Aber dieser riesengroße
Kraftakt kam im Zuge des parallel laufenden ambitionierten
Wohnungsbauprogramms in den neuen Satellitenstädten nicht zustande (u.a.
Prohlis mit 10 000 neuen Wohnungen 1976-80). Die stagnierenden
Planungen für den "Platz der Einheit" sind der Grund, dass die
Fortführung der Fußgängerzone nach Norden erst in den späten 1980ern
erfolgte, als der Albertplatz mit postmodernen Ansätzen in
reformierter Plattenbauweise bebaut wurde.
Verkehr
Tatsächlich war im Generalbebauungsplan 1967 überhaupt nicht an eine
überbreite Durchgangsstraße am Neustädter Markt gedacht. Ganz im
Gegenteil sollte der Platz hier verkehrsberuhigt fast zur Sackgasse
werden und der Hauptverkehr über die Marienbrücke Richtung "Platz der
Einheit" fließen. Von diesen Planungen wurde dann schon 1969 Abstand
genommen, weil der neu geschaffene Nord-Südverkehrszug über die
Carolabrücke den Verkehr Richtung Autobahn im Norden sowie ebenfalls
nach Radebeul im Westen just über die Köpckestraße lenken sollte. Der
Neustädter Markt wurde so komplett von einer Tangente zerschnitten und
durch einen Fußgängertunnel erschlossen (zugeschüttet 2016).
Der geplante
Abschluss des Neustädter Marktes zum Süden und dem Fluss hin kam in der
Spätphase der DDR nicht
mehr zustande. Ein Wahrnehmen des Platzes als Ganzes ist somit nicht
mehr gegeben, auch wenn die Freianlagen durchaus große Qualität
aufweisen. Fertig gestellt wurde dagegen 1986 bis 88 der II. Bauabschnitt in
nördlicher Richtung mit dem Jorge- Gomondai- Platz (seit 2007 so
benannt), der ebenfalls eine korrespondierende städtebauliche Figur
erhielt. Sie ist quasi ein Pendant und als Einheit zu betrachten mit dem
Neustädter Markt.
Wohnungsbau
Die
Wohnbauserie 70 war Anfang der 1970er Jahre von Wilfried Stallknecht und
Achim Felz in der Deutschen Bauakademie und Mitarbeitern der Technischen
Universität Dresden entwickelt worden. Dieser neue Plattenbautyp WBS 70 sollte seine Leistungsstärke
auch in Dresden bei dem Vorzeigeprojekt der
Inneren Neustadt unter Beweis stellen. Es konnte rationell,
preisgünstig, schnell und in gewisser Weise trotzdem repräsentativ
gebaut werden. Hier an der Hauptstraße mussten die typisierten Bauten
für die Unterfangungen der Ladenpassagen extra angepasst werden. Alle
Treppenhäuser und die Anlieferungen konnten an den Rückseiten plaziert
werden. Entstanden waren keine monotonen strengen Blöcke, sondern die
neue Baureihe WBS 70 ermöglichte eine erstaunliche Flexibilität. (4) Nach Fertigstellung der Wohnbauten in dieser
zentralen Lage wurden diese sehr gut von den Bewohnern angenommen - nicht nur an der Hauptstraße (dort in moderater
Höhe) sondern auch an der Sarasanistraße mit 10-stöckiger Bebauung oder
in der Großen Meißner Straße mit 6 Etagen. Zu den 1000 Wohnungen kamen
Kindergarten und Krippe im östlichen Innenhof sowie eine Schule. Das
Quartier hat sich bis heute mit seinen Lokalen und diversen
Anziehungspunkten auch am Abend eine Lebendigkeit bewahrt.
Städtebaulich negativ wirkte, dass die repräsentativen oder rigorosen Plattenbauten
(je nach Blickwinkel) weitestgehend das westlich der Hauptstraße gelegene
im Original erhaltene barocke Altbauviertel abriegelten. Verbindungsstraßen wie die Heinrichstraße oder die
Rähnitzgasse wurden bewusst überbaut. Lediglich schmale Durchgänge im EG
erlauben eine Passage. Ganz klar war dieses Bauvorhaben ein
Prestigeprojekt und wurde zielgerichtet am 07. Oktober 1979, dem
30.Geburtstag der DDR, mit viel Propaganda übergeben.
Urbanisierungsschub mit Alt- und Neubauten
Ja, die
Ruinen an der Großen Meißner Gasse und das Neustädter Rathaus wurden
1950 oberirdisch gesprengt. Noch 1962/63 wurde das wiederaufbaufähige Palais
Wackerbarth abgerissen. Unter heutigen finanziellen Mitteln hätte man
diese Bauten erhalten. Dennoch muss man auch feststellen, dass einige historische Gebäude mit
viel Aufwand wieder aufgebaut wurden, so u.a. Blockhaus durch Manfred
Arlt (1978 bis 82),
Jägerhof (1952 bis 54), Markthalle (1978-81 Teilsanierung), Japan.
Palais (1951 bis 87), Dreikönigskirche (1984-90 durch die evangelische
Kirche) und eben jene Bürgerhäuser
an der Hauptstraße, u.a. mit
dem Kügelgenhaus. Die erhaltenen Tonnengewölbe des ehemaligen Neustädter
Rathauses fanden als „Meißner Weinkeller“ Wiederverwendung, sind jedoch
seit der Elbeflut 2002 geschlossen.
Negativ ist zu sehen, dass
die historischen Bauten auf diesem Areal teilweise bereits in den frühen
1950er Jahren gesprengt wurden. Die maßstablosen
Großraumplanungen der 1960er Jahre wurden dann jedoch nicht realisiert.
Stattdessen entstand eine differenzierte, komplexe Anlage aus
historischen Altbauten und vielen neuen unterschiedlichen
Typenbauten, die für diese spezielle Situation durch Ladenunterbauten
angepasst wurden. Damit ist ein beachtlicher
Ausgleich geglückt als Balance zwischen Gegenwartsarchitektur, die
das Beste aus standardisierten Platten herausholte und historischen
Reminiszenzen mit dem Einbeziehen der vorhandenen barocken Bürgerhäuser.
An deren Gesimshöhe passten sich die neuen Wohn- und Geschäftszeilen an,
die darüber hinaus einen großzügigen Arkadengang erhielten.
Die Verkehrsberuhigung von sanierten historischen Quartieren zu Fußgängerbereichen lag voll im Trend der späten 1970er und beginnenden
1980er Jahre weltweit. Beispiel: Fußgängerzone
Alter Arbat in Moskau Umbau
1981-1986 mit Sanierung der Altbausubstanz. Kopenhagen Straße Strøget
seit 1962 Fußgängerzone ohne Autoverkehr. Belgrads berühmte „Knez
Mihailova Uliza” gestaltete man 1987 ebenfalls zum Flanierboulevard.
Die Straße „Na příkopě” (Graben) in Prag wurde
1985 zur pedestriane zone.
https://en.wikipedia.org/wiki/Pedestrian_zone
Zukunft: die große Geste als Freiraum erhalten
In Zukunft sollte bei Beurteilung des Neustädter Marktes die
städtebauliche Qualität des Platzes als schöpferische
Weiterentwicklung einer historischen Figur mehr respektiert
werden. Seine weit geöffneten Flügelbauten in einer einladend offenen Form
wirken als große
Geste. Angesichts des kaum noch zu zählenden Verlustes an DDR-Gebäuden
und - Ensembles durch Stadtbildstürmerei, gerade auch in Dresden (5), sollte
hier eine der letzten Gelegenheiten ergriffen werden, eine markante
Komposition zu erhalten und mehr zu würdigen. Immerhin scheint
mittlerweile ein Teil-Abriss der Vonovia-Häuser vom Tisch. Die
unsanierten Plattenbauten, die erheblich zum schlechten Image des
Platzes beitrugen, können nun endlich modernisiert werden. Den Platz
landschaftsgestalterisch aufzuwerten und den östlichen Brunnen zu
sanieren, bleiben Aufgaben für die nahe Zukunft. Ebenso die geplanten
Neubauten südlich des Platzes.
Allen voran steht die bessere Überquerung des Platzes und der
Rückbau der Verkehrsschneise Köpckestraße (Bundesstraße
170)
Wettbewerb und neue Akteure
Wettbewerbsergebnis 2019
Städtebaulicher und
Freiraumplanerischer Ideenwettbewerb Königsufer und Neustädter Markt.
1.Preis:
Prof. Bernd Albers, Architekt in Berlin, mit Prof. Günther Vogt,
Landschaftsarchitekt in Berlin/Zürich
www.dresden.de
Bürgerinitiative Neustädter Freiheit
www.neustädter-freiheit.de
Bürgerschaftliches Engagement zur Freihaltung des Platzes auch
hier:
www.facebook.com/NeustaedterFreiheit
Zusätzliche Infos:
www.neustaedter-markt-dresden.de
Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden
www.neumarkt-dresden.de/neustaedter-markt Die GHND
möchte als neuen Infopavillon ab 2023 einen Nachbau der barocken
Turmhaube des Neustädter Rathauses auf dem Neustädter Markt aufbauen.
Letztlich stellt diese Maßnahme die Symmetrie des Ensembles in Frage und
ist umstritten.
Professur für Geschichte der
Landschaftsarchitektur und Gartendenkmalpflege der TU Dresden:
23.09.2020
Chancen für den Neustädter Markt
www.vonovia.de Neustädter Markt: Bezahlbares Wohnen im Zentrum
und nahe an der Elbe. Die Sanierung von 120 Wohnungen beginnt.
1974-80: Aufbaugebiet Innere
Neustadt
Das „Aufbaugebiet Innere
Neustadt“ schließt den südlichen Bereich der Hauptstraße zum Neustädter
Markt ab. Hier wird ein komplett neues Ensemble geschaffen, das sich mit
großer Geste zum Fluss und zur Altstadt hin öffnet. In den flügelartig
geöffneten Platzseiten verbinden sich die Zeitströmungen der
internationalen Moderne, mit ihren typischen 60°-Abwinklungen (hier
65°), und die dafür ganz untypische Symmetrie, mit der hier versucht
wird, die barocke Grundstruktur neu – gewissermaßen in weltstädtischem
Format – zu interpretieren.
Aus: Thomas Will: Dresden
Königsufer: Rahmenbedingungen für eine
Bebauung zwischen Hotel Bellevue und
Finanzministerium. 2017
mehr
Infos:
www.ostmodern.org (Infos zu Hauptstraße und Neustädter Markt)
www.kretzschmar-partner.de Günter Kretzschmar, der Schöpfer des
Freiraums 1979, hat mit seinem Landschaftsarchitekturbüro auch die
Weiterentwicklung des Stadtraums Hauptstraße und Neustädter Markt
2002-05 geplant.
Heinz Michalk: Der Fußgängerboulevard Straße
der Befreiung in Dresden. In Architektur der DDR, Heft 4/1981.
Funktionsüberlagerungen in vielgeschossigen Wohngebäuden WBS 70.
Gesellschaftliche Einrichtungen in Erdgeschosszonen,
Projektierungsgrundlage, bearb. v. BA der DDR, IWG/Technische
Universität Dresden. Quelle:
BBSR
Antje Kirsch: Zwei Brunnen am Neustädter Markt. Unveröffentlichtes Typoskript, Dresden 2016.
Antje Kirsch: Kunstvoller Beton. Der Nachlass der
"Produktionsgenossenschaft "Kunst am Bau" Dresden und der Umgang mit
ihrem Erbe. In: Die Denkmalpflege 77 (2019), H.1, S.36-43.
Klemm, Bernhard (1966): Werterhaltung im Wohnungsbau, in:
Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden,
15/3, S. 491-497. Siehe auch:
https://stadtwende.de
Flierl, Bruno. Architektur und Kunst.
Texte 1964 - 1983. Verlag der Kunst, Dresden 1984, u.a.: "Probleme der
architekturbezogenen Kunst.." 1977 oder "Lichtgestaltung als Aufgabe
sozialistischer Stadtgestaltung", "Synthese von Architektur und
bildender Kunst".
https://ddr.dresden.photos/strassederbefreiung
Postkartensammlung
1) Die vier Sandsteinreliefs mit drei Stadtmodellen unterschiedlicher
Zeit am südlichen Fußgängertunnel-Ausgang
schufen: Dietrich Nitzsche, Egmar Ponndorf und Vinzenz
Warnitschke. Eine Darstellung von
Peter Makolies zeigt die Hauptstraße im Stil der 1920er Jahre. Es sollte dringend nach einem neuen Aufstellungsort für
diese vier Kunstwerke im Umfeld gesucht werden. Die Plastik vom Hofnarren Fröhlich stammt von Heinrich Apel.
2) Werbegestalter in den Bereichen Metall/ Glas/ Kunststoff/ Keramik
waren: Sigwart Geihsler, Gerhard Hempel, Wolfgang Hennig, Bernd
Hoffmann, Hermann Krüger, Jürgen Schulz, Günter Seibt.
3) Die DDR
nahm wie alle Länder des Ostblocks nicht offiziell am europäischen
Denkmalschutzjahr 1975 teil, hat jedoch mit verschiedenen Sanierungsprojekten
und durch Teilnahme an internationalen Konferenzen den Prozess im Sinne
der "Pflege des Kulturerbes" reflektiert.
4) Ursprünglich waren
nicht nur am Neustädter Markt und an der „Straße der Befreiung“,
sondern an allen größeren Neubauten im Innenstadtgebiet
2-stöckige „gesellschaftliche und öffentliche Einrichtungen“ (also
Läden, Lokale und Kultur) geplant. 1967 hieß es dazu in einer
Publikation zum Generalbebauungsplan Dresden: „So werden
künftig unsere vielgeschossigen Wohnungsbauten und Wohnhochhäuser an
den Magistralen des Stadtzentrums in der unteren Zone (Erd- und 1.
Obergeschoss) die erforderlichen Kindergärten, Kinderkrippen,
Einkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen, Gaststätten, Klubräume
(...) und Kleinsportanlagen aufnehmen.“ Ein Beispiel dieser
Arkaden ist in Dresden das "Haus
des Buches" von 1966-68. Zweigeschossige Geschäftssockel waren
bereits in den 1950er Jahren rund um den Dresdner Altmarkt gebaut
worden, führten jedoch auch Traditionen von urbanen Geschäftshäusern
um 1900 weiter. In der Ausführung 1974-79 sind diese vorgelagerten
Einrichtungen in der Inneren Neustadt, wohl aus Sparsamkeitsgründen,
auf eine Etage reduziert worden.
5) Peter Ufer:
Eine Stadt verschwindet. In Dresden werden nach und nach Gebäude
aus DDR-Zeiten abgerissen. Schleichend geht ein architektonischer Teil
der Elbestadt verloren. Sächsische Zeitung vom 01.03.2019
Text: Thomas Kantschew (Oktober 2020)
News:
Der Neustädter Markt in Dresden wird Kulturdenkmal
14. Juni
2021
www.medienservice.sachsen.de
"Aufgrund seiner
ortsgeschichtlichen, städtebaulichen, gartengeschichtlichen und
gartenkünstlerischen Bedeutung hat das Landesamt für Denkmalpflege
Sachsen (LfD) den Neustädter Markt in Dresden als Kulturdenkmal im
Sinne von § 2 Abs. 1 des Sächsischen Denkmalschutzgesetzes
(SächsDSchG) in die Liste der Kulturdenkmale des Freistaates Sachsen
aufgenommen. (...) Alf Furkert, Sächsischer Landeskonservator: »Der
Neustädter Markt ist mit all seinen Elementen ein hervorragend
überliefertes Zeugnis eines lange gereiften, städtebaulichen und
freiraumplanerischen Projekts der DDR.« "
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Generalbebauungsplan
Dresden 1967 (Ausschnitt Innere Neustadt)
Vergrößerung des gesamten Planes. Eine Überbauung der Rähnitzgasse
war anfangs nicht vorgesehen.
Vergrößerung
- Stadtmodell u. Planungen Dresden Innere Neustadt 1969, (Quelle.
Sächsische Zeitung 04.07.1969)
Vergrößerung
"Grüne Räume in der Stadt" Skizze von Günter Kretzschmar, (Quelle:
Architektur der DDR 4/1981, S. 221-227)
Vergrößerung
(PDF) Planauschnitt des Neustädter Marktes - Entwurfsplan von Günter Kretzschmar
Neustädter Markt mit Brunnen von Kracht und Adler, Foto: 1980. Aus:
IX. Kunstausstellung der DDR, Katalog 1982,
Vergrößerung
Hauptstraße (ehem. "Straße der Befreiung" mit sanierten Bürgerhäusern,
Foto: 1980. Aus: IX. Kunstausstellung der DDR, Katalog 1982,
Vergrößerung,
1967 noch zum Abriss vorgesehen.
Hauptstraße mit fertig gestellten Neubauten, Foto: 1980. Aus: IX.
Kunstausstellung der DDR, Katalog 1982,
Vergrößerung
Unterführung am Neustädter Markt mit Beispielen architekturbezogener
Kunst, Foto: 1980. Aus: IX. Kunstausstellung der DDR, Katalog 1982,
Vergrößerung
Jahreszahlen der Erbauungszeit 1714 und des Sanierungsjahres 1979 in
der Kartusche, Bürgerhaus Hauptstraße, Foto: 2014 TK,
Vergrößerung
Umgang mit Geschichte: Sandsteinrelief mit
einer Stadtansicht von "Alten Dresden" um 1700 an der Rampe zur
Fußgängerunterführung von Vinzenz Wanitschke (1), Foto: 2014 TK,
Vergrößerung
Rähnitzgasse mit Blick zu den Plattenbauten
am Neustädter Markt von ihrer Rückseite,
Foto: 1987 Thomas Kantschew (TK),
Vergrößerung
Rähnitzgasse mit
der 1981 sanierten Kunstgalerie (jetzt "Kunsthaus").
Die Straße wird zur Sackgasse.
Foto: 1987 Thomas Kantschew,
Vergrößerung
Noch unsanierter Brunnen auf der östlichen Seite des Neust. Marktes,
Foto: 2014 Thomas Kantschew,
Vergrößerung
Blütenbaumbrunnen von Eva Peschel links neben dem Volkskunstmuseum,
Foto: 2014 Thomas Kantschew,
Vergrößerung
Hauptstraße mit originalen Barockskulpturen (zur Zeit eingelagert im
Lapidarium), Foto: Inger Sørensen 2007,
Vergrößerung
Neustädter Markt: Eiscafé Kristall mit
Pop-Art-Werbegestaltung. Foto: Postkarte
Beschnittene Platanengruppe am Neustädter Markt mit einer
viertelrunden Aussparung um den westlichen Brunnen, Foto: T.Kantschew
10/2020,
Vergrößerung
Sanierte
und unsanierte WBS70-Plattentypenbauten am Neustadter Markt,
Foto: T.Kantschew 10/2020,
Vergrößerung
Straßenkreuzung am Neustädter Markt, Foto: T.Kantschew 10/2020,
Vergrößerung
Freiraum mit Landschaftsarchitektur, Foto: T.Kantschew 10/2020,
Vergrößerung
Hauptstraße mit alten Platanen, Foto: T.Kantschew 10/2020,
Vergrößerung
Gut im Original erhaltene Plattenbauten an der Großen Meißner Straße,
Foto: T.Kantschew 10/2020,
Vergrößerung
Sächsisches Volkskunstmuseum und 10-stöckiges Hochhaus am Carolaplatz
, Foto: T.Kantschew 10/2020,
Vergrößerung
Jorge
Gomondai-Platz (2. Bauabschnitt Hauptstraße 1986-89), Foto:
T.Kantschew 10/2020,
Vergrößerung
translozierter Brunnen Nymphe mit Fisch (ursprüngl. vom ehem. Eckbau
dahinter), Kopie 1938 nach Original 1742, Sanierung
Platten-Eckbau: Knerer & Lang, Foto: T.Kantschew 10/2020,
Vergrößerung
"Bestandsstruktur des Sanierungsgebietes in Dresden Innere
Neustadt, basierend auf Baugutachten von Bernhard Klemm und TU-Studenten,
vor Sanierung und Freilegung des Innenhofes." Quartier: Straße der
Befreiung/ Obergraben / Rähnitzgasse / An der Dreikönigskirche 1961,
Quelle
Quartiersinnenhof nach dem Abbruch der
Hofgebäude in den 1970er Jahren, Foto: Nov. 2020 Thomas Kantschew,
Vergrößerung
Kellergewölbe des ehem. Neustädter
Rathauses, umgebaut zum "Meißner Weinkeller", darüber Wohnbebauung in
Plattenbauweise, Foto: Architektur der DDR 4/1981, Die Keller
sind seit der Flut 2002 geschlossen. Vergrößerung
Bezahlbarer Wohnungsbau in der Innenstadt:
10-stöckige Bauten in industrieller Vorfertigung an der
Sarasanistraße. Foto: 2020 TK,
andere Ansicht
"Erste Überlegungen zu Rekonstruktion und
Neubebauung der Inneren Neustadt" von Kurt W.Leucht 1968,
Vergrößerung
(Zeichnung in Nachlass Kurt W.Leucht, SLUB)
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